Die obige Analyse zeigt klar, dass Apostasie bei den neuen religiösen Bewegungen zwar in bestimmtem Maße vorkommt, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen, die sich von diesen nicht angepassten Religionen löst, jedoch keinen anhaltenden Groll gegen ihre früheren religiösen Verbindungen und Aktivitäten hegt. Während sie offen erklären, inwiefern ihre religiösen Bedürfnisse und Hoffnungen enttäuscht wurden, waren sie doch in der Lage, einigen positiven Sinngehalt und Wert aus ihren vergangenen Erfahrungen zu ziehen. Im Gegensatz dazu gibt es eine viel kleinere Zahl von Apostaten, die intensiv damit beschäftigt sind, die religiösen Gemeinden, denen sie einst ihre Treue geschworen haben, in Verruf zu bringen oder gar zu zerstören. Diese Apostaten wurden meist entweder durch das Eingreifen von Familienmitgliedern und Anti-Sekten-Gruppen gewaltsam von ihrer religiösen Gemeinde getrennt, oder sie kamen bald nach ihrer freiwilligen Abtrünnigkeit von einer neuen religiösen Gruppe unter den Einfluss von Anti-Sekten-Gruppen und -Schriften.
Man kann nicht leugnen, dass diese engagierten und unerbittlichen Gegner der neuen Religionen aufgrund ihrer schnellen Verfügbarkeit und ihres Eifers, als Zeugen gegen ihre früheren religiösen Verbindungen und Aktivitäten auszusagen, der Öffentlichkeit, der Akademie und den Gerichten ein verdrehtes Bild der neuen Religionen präsentieren. Solche Apostaten handeln immer mit dem Hintergedanken, sich dadurch zu rechtfertigen, dass sie die Verantwortung für ihre Taten der religiösen Gruppe zuschieben. Tatsächlich sind die verschiedenen Gehirnwäsche-Szenarien, die so oft gegen die neuen religiösen Bewegungen heraufbeschworen werden, von Sozialwissenschaftlern und Religionswissenschaftlern überwiegend abgelehnt worden. Sie sehen sie als nichts anderes als kalkulierte Bemühungen, die Vorstellungen und Praktiken unkonventioneller Religionen in den Augen staatlicher Behörden und öffentlicher Meinung in Verruf zu bringen. Solche Apostaten können von verantwortungsbewussten Journalisten, Wissenschaftlern oder Juristen kaum als zuverlässige Informanten angesehen werden. Sogar die Berichte freiwilliger Abtrünniger, die keinen Groll hegen, sind nur mit Vorsicht zu gebrauchen, da sie ihre vergangene religiöse Erfahrung im Licht gegenwärtiger Bemühungen interpretieren, ihre Selbstidentität und Selbstachtung wiederherzustellen.
Kurz gesagt erfüllen die Apostaten der neuen Religionen insgesamt betrachtet nicht den Standard persönlicher Objektivität, professioneller Qualifikation und informierten Verstehens, wie sie bei Sachverständigen erforderlich sind.
Lonnie D. Kliever
Dallas, Texas
24 Januar 1995