Im Laufe der Zeit erlangen die einst neuen religiösen Bewegungen in der Regel größere gesellschaftliche Akzeptanz. Die Sekten und Bewegungen, die vor einem Jahrhundert oder mehr neu waren – die Siebenten-Tags-Adventisten, die Mormonen, die Zeugen Jehovas und andere –, wurden allgemein bekannt und mehr oder weniger toleriert. Während sie oft immer noch Opfer sozialer Schmähung sind, ist ihnen doch in zunehmendem Maße gestattet worden, auf ihre eigene Weise tätig zu sein. Aber Diskriminierung und Widerstand bestehen fort, wobei sie sich wie zuvor auf neu entstehende Organisationen richten. In den letzten fünf Jahrzehnten hat die Zahl neuer Religionen in der westlichen Gesellschaft dramatisch zugenommen. Einige sind von Spielarten der großen östlichen Religionen abgeleitet, andere sind hervorgegangen aus eklektischen Neueinschätzungen von Elementen verschiedener religiöser Traditionen. Noch andere knüpfen an uransässige Volksreligionen an oder beanspruchen, die modernen Neufassungen des Heidentums aus alter Zeit zu sein. Wieder andere erscheinen als spirituelle Reaktion auf die Fortschritte in der Naturwissenschaft, der Kommunikationstechnologie und verschiedener Formen mentaler Therapie. Manche suchen das menschliche Potenzial zu erwecken und freizusetzen und eine spirituelle Dimension für die zunehmend profane Erfahrung des Menschen in der modernen Gesellschaft zu kultivieren. Gelehrte in diesem Gebiet heben einhellig die Verschiedenartigkeit dieser neuen Bewegungen hervor, die meist nur die Gleichzeitigkeit ihrer Entstehung gemeinsam haben. Offensichtlich besteht jedoch in den Medien und in Äußerungen seitens allgemein bekannter Persönlichkeiten die Tendenz, alle neuen religiösen Bewegungen pauschal abzuhandeln, als ob sie alle demselben Stereotyp entsprächen. Dass diese Einstellung in sich selbst einer fairen Behandlung neuer Religionen abträglich ist, muss offensichtlich sein. Wenn – zu Recht oder zu Unrecht – eine Bewegung offen bezichtigt wird, gegen das öffentliche Interesse zu handeln oder eingestellt zu sein, wird die Anschuldigung leicht auf alle diese Bewegungen übertragen, so dass dann Einstellung und Aktivitäten jeder Bewegung betroffen sind, über die die Öffentlichkeit im Allgemeinen nicht gut informiert ist. Da diese Bewegungen nur wenig bekannt sind, ranken sich um ihren Leumund leicht Missverständnisse, Gerüchte, Märchen und Verleumdungen. Aufgrund der Art und Weise, wie die Medien arbeiten, neigt eine einmal erhobene Anschuldigung dazu, ständig wiederholt zu werden, da Journalisten, die sich oft auf frühere Medienberichte verlassen – seien diese nun verbürgt oder nicht –, einen vertrauten Handlungsverlauf wiederholen und so das produzieren, was Soziologen als „negative summary events“ bezeichnen.