Die Vielzahl der Auffassungen bezüglich Gottheit, Gebet, Erlösung und anderen religiösen Belangen wird sogar noch offensichtlicher, wenn sie über die großen antiken religiösen Traditionen hinaus auf moderne Religionen ausgedehnt wird. Neue religiöse Bewegungen sind nicht nur zahlreich, sondern auch untereinander ganz unterschiedlich. Manche stammen von christlichen Traditionen ab; manche haben orientalische Ursprünge; andere trachten danach, mystische Traditionen wiederzubeleben; wieder andere umfassen die spiritualistische Metaphysik der „New Age“-Lehren. Einfach um den Bereich an Ausdrucksformen von Religiosität zu unterstreichen, können wir als Erstes eine bestimmte neue Religion untersuchen, die sich von all diesen unterscheidet – Scientology. In manchen Aspekten erscheint die Scientology dem Buddhismus, dem Jainismus und der Sankhya-Tradition im Hinduismus nicht unähnlich, jedoch besteht die Prämisse, auf der ihre Soteriologie ruht, aus praktischen und systematischen therapeutischen Techniken. Sie bietet ihren Anhängern einen abgestuften Pfad spiritueller Erleuchtung. Sie erhebt den Anspruch, ihre Anhänger von den widrigen Auswirkungen vergangener Traumata zu befreien, ob ihnen diese nun im jetzigen Leben oder in früheren Leben widerfahren sind. Sie ist frei von Dogmen, und während die Scientology zwar ein höchstes Wesen in abstrakten Begriffen anerkennt, nämlich als die „Achte Dynamik“, verzichtet sie doch auf den Versuch, dessen Eigenschaften zu beschreiben. Noch ist dieses Wesen Gegenstand von Bittgebeten oder Andacht. Der Mensch gilt als geistiges Wesen, als Thetan, der materielle menschliche Körper in aufeinanderfolgenden Leben einnimmt. Obwohl der Thetan nicht Bestandteil des physikalischen Universums ist, wird von ihm gesagt, dass er in es verwickelt worden ist und dadurch einen reaktiven Verstand bekommen hat, der irrational und emotional auf alles reagiert, das schmerzvolle und traumatische Erlebnisse in Erinnerung ruft. Erlösung ist der Prozess, gemäß dem der reaktive Verstand reduziert und schließlich beseitigt wird, was der Person ermöglicht, ihr volles Potenzial auszuleben. Während im buddhistischen karmischen System der Dinge von vergessenen vergangenen Taten gesagt wird, dass sie unwiderruflich die gegenwärtigen Lebenserfahrungen bestimmen, sollen die Techniken der Scientology die Person befähigen, die unheilvollen Auswirkungen von widrigen Geschehnissen der Vergangenheit zurückzurufen, zu konfrontieren und zu überwinden. Das oberste Ziel für den Thetan besteht darin, außerhalb des physikalischen Bereiches und somit außerhalb des Körpers zu existieren – ein Zustand, der Analogien mit der christlichen Auffassung der geretteten Seele aufweist, wenngleich es sich um einen Zustand handelt, der durch ganz andersartige Verfahren erreicht wird und in ganz andersartigen Begriffen ausgedrückt wird.
In manchen Aspekten erscheint die Scientology dem Buddhismus, dem Jainismus und der Sankhya-Tradition im Hinduismus nicht unähnlich, jedoch besteht die Prämisse, auf der ihre Soteriologie ruht, aus praktischen und systematischen therapeutischen Techniken. Sie bietet ihren Anhängern einen abgestuften Pfad spiritueller Erleuchtung.
Die Scientology unterscheidet sich grundlegend sowohl von den christlichen als auch den buddhistischen soteriologischen Systemen, indem sie beansprucht, die Techniken, die zur Erlösung führen, zu standardisieren und zu rationalisieren. Sie wendet moderne technische Methoden auf spirituelle Ziele an, in dem Versuch, Gewissheit und ein pragmatisch gerechtfertigtes System in spirituelle Übungen einzuführen. Die Scientology, welche in einer Zeit entstand, in der die säkulare Welt zunehmend von Wissenschaft dominiert worden ist, ist ebenfalls dem Gedanken verpflichtet, dass der Mensch als Mittel zur spirituellen Erkenntnis und Rettung rational denken und seine unangenehmen Emotionen kontrollieren muss. Sie stellt einen wichtigen Strom in der gegenwärtigen Vielfalt religiösen Ausdrucks in unserer pluralistischen religiösen Kultur dar.