Während es allgemein der Fall ist, dass größere Feindseligkeit oft eher von häretischen Sektenmitgliedern provoziert wird als von jenen, bei denen keine Spur gemeinsamen Glaubens vorhanden ist oder je war, und insbesondere, dass ehemalige Glaubensgenossen, die sich losgelöst haben, die größte Schmähung erfahren, hat die gegenwärtige Gesellschaft nichtsdestoweniger auch außergewöhnliche und fortgesetzte Intoleranz gegenüber einigen der neuen Religionen, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden sind, an den Tag gelegt. Während manche dieser Bewegungen durch breite „Familienähnlichkeit“ in einer Gruppe zusammengefasst werden können, sind bei anderen drastische Unterschiede erkennbar. Soziologen haben sich bemüht, einige breit angelegte Kategorien aufzustellen, weniger aufgrund der gemeinsamen Lehrbestände, als durch die Ähnlichkeit der Ziele, Annahmen und Perspektiven, die unterschiedliche Bewegungen umfassen. Sie haben zusammenfassend und grob unterschieden zwischen Bewegungen, die als „weltbejahend“ beschrieben werden, und jenen, die „weltentsagend“ sind. Weltbejahende Bewegungen sind solche, die der existierenden säkularen Kultur positiv begegnen und ihren Anhängern nicht nur die Aussicht auf spirituellen Segen bieten, sondern auch auf materielle und psychische Vorteile wie verbesserte emotionale Sicherheit, Therapie, erhöhte Kompetenz und sozialen und vielleicht auch wirtschaftlichen Erfolg. Weltentsagende Bewegungen bemühen sich im Gegensatz dazu darum, soweit praktizierbar, ihre Mitglieder jeder Art von Beteiligung an der breiteren Gesellschaft und der säkularen Kultur zu entziehen, und bieten Aussichten auf Belohnung entweder innerhalb der zurückgezogenen Gemeinschaft oder in seligem(n) Leben nach dem Tode, oder manchmal in beidem. Diese breit angelegten Kategorien werden jedoch natürlich nicht den Feinheiten jeder einzelnen der Theorien und Praktiken der Bewegungen gerecht, sondern sie machen eine grundlegende Dichotomie in der Orientierung unter den mehreren hundert neuen Religionsgemeinschaften, die in gegenwärtigen westlichen Gesellschaften angetroffen werden, offensichtlich.
Diese beiden fundamentalen Orientierungen sind in der Geschichte der Religion nicht neu, wie es aus selbst oberflächlicher Vertrautheit einerseits mit den Zielen magischer Systeme und andererseits der asketischen, weltentsagenden Ethik des mittelalterlichen Katholizismus, oder, in einer Abwandlung, dem Calvinismus des 17. Jahrhunderts offensichtlich ist. Beide Orientierungen können beim gegenwärtigen etablierten Christentum angetroffen werden, obwohl die Weltentsagung in letzter Zeit einer stärkeren Strömung eines weltbejahenden Ethos Platz gemacht hat. Dennoch haben neue Bewegungen beider Tendenzen, trotz Orientierungen, die sie manchmal mit etablierter Religion gemeinsam haben, in den letzten Jahrzehnten Widerstand, Feindseligkeit, Schikane und sogar Verfolgung erlitten. Denn im einen Fall unterscheiden sie sich unter anderem oft grundlegend in Angelegenheiten der Organisation, der monotheistischen Hingabe, der Art ihrer verehrenden Bräuche, dass sie ohne Weiteres beschuldigt werden, überhaupt nicht religiös zu sein; und im anderen Falle überredet die Religion ihre Anhänger dazu, sich von gewöhnlichen säkularen Engagements zurückzuziehen oder sich mit esoterischem Mystizismus zu befassen, so dass sie als Feinde der Gesellschaft angesehen werden.